Justagemöglichkeiten des FlipMirror II Zenitspiegels

Der Baader FlipMirror II Zenitspiegel (BFM II) in der Praxis

Der Baader FlipMirror II Zenitspiegel (#2458055 , € 228,-) ist nicht nur ein Zubehörteil für „Experten“ sondern ein nützliches Tool, das jedem Hobbyastronomen – vor allem den Astrofotografen – die Arbeit erleichtert.

Zuallererst ist der BFM II dafür konstruiert, Ihren Standard-Zenitspiegel vollwertig zu ersetzen, sodass Sie weiterhin ganz normal beobachten können wie mit einem guten Zenitspiegel. Mit dem BFM II haben Sie jedoch zusätzlich alle Freiheit, sofort - oder nach und nach - Ihr eigenes Fotosystem zusammenzustellen und das zum sofortigen Gebrauch am Teleskop parat zu haben. Das erspart viel Zeit und Nerven. Wir möchten Ihnen in mehreren Blogposts in lockerer Reihenfolge die unzähligen Möglichkeiten dieses neuen Produktes näher bringen.
In diesem Beitrag behandeln wir die Justagemöglichkeiten.



Justagemöglichkeiten des FlipMirror II Zenitspiegels

Der Baader FlipMirror II bietet eine Vielzahl von Justagemöglichkeiten. In der Regel können sie Ihnen egal sein – der BFM-II ist sofort einsatzfähig, wenn Sie die richtigen Anschlussteile haben. Aber spätestens wenn Sie kurzbauende, verwindungssichere Schraubverbindungen verwenden, sind Sie mit dem Auslieferungszustand evtl. unzufrieden: Die Anfänge von jedem Gewinde sind anders, sodass eine Kamera sehr wahrscheinlich schräg zum FlipMirror II zum Anschlag kommt. Das sieht nicht nur unschön aus, sondern kann bei einer DSLR auch dazu führen, dass der Blitzschuh stört. Und meist werden Sie die Kamera so ausrichten wollen, dass die Pixelreihen entsprechend den Achsen der Montierung orientiert sind. Dann liegen die Himmelsrichtungen nicht schief im Bild, wenn die Aufnahme zur besseren Orientierung mit "Norden oben" dargestellt wird, und ein Spektrograf kann mit höchster Auflösung ausgewertet werden.

Die meisten Benutzer werden den BFM-II wohl mit einer 2"-Steckhülse verwenden, sodass er samt Kamera leicht um die optische Achse des Teleskops gedreht werden kann. Speziell an fest aufgebauten Fernrohren oder bei knappem Backfokus bietet sich hingegen eine Verschraubung mit Teleskop oder Okularauszug an. Für den Baader Diamond SteelTrack® gibt es verschiedene kurzbauende Adapter mit Anschlussgewinden, die die originale Ringklemmung ersetzen können. So lässt sich die Ausrichtung auch mühelos reproduzieren, wenn Kameras oder Instrumente getauscht werden, um eine Beobachtung in einer anderen Nacht fortzusetzen. Bei einer Steck-/Klemmverbindung funktioniert das sonst immer nur in guter Näherung.

Die Anschlussgewinde sind über die vier Madenschrauben verstellbar. So kann Zubehör wie hier der DADOS-Spektrograf bündig auf das Gehäuse ausgerichtet werden, oder der ganze Ansatz verdreht werden, falls er fest mit dem Teleskop verschraubt ist.

Der Rotationswinkel um die optische Achse wird immer mit der selben Methode eingestellt, egal ob Sie den teleskopseitigen oder den kameraseitigen Anschluss justieren wollen. Mit dem im Lieferumfang enthaltenen 1,5 mm Innensechskantschlüssel können Sie die beiden S52/M48-Einsatzringe lösen, über den der BFM-II an Teleskop oder Kamera angeschlossen wird. Dazu lösen Sie einfach die vier versenkten Madenschrauben, die den jeweiligen Ring halten, drehen ihn in die gewünschte Position, und ziehen die Schrauben wieder fest an. Dabei dürfen sie sich ruhig in das Material "graben" – schließlich soll der Ring nicht nachgeben, wenn Sie Zubehör wieder abschrauben.

BFM II – Ansicht von oben. Über die Schrauben kann das Anschlussgewinde ausgerichtet werden.

Der obere Okularanschluss kann ähnlich wie ein Extender ein wenig verschoben werden, um einen Stern in der Mitte des Kamerasensors auch exakt in der Mitte des Fadenkreuzes zu sehen. So können Sie eine leichte Dezentrierung eines Fadenkreuzes bzw. Okulars problemlos ausgleichen. So eine Dezentrierung kann zum Beispiel dann entstehen, wenn die Toleranzen zwischen dem Okulardurchmesser und dem der Okularklemmung zu groß sind, oder das Okular nicht immer in der selben Position geklemmt wird.

Zentrieren Sie einfach einen Stern auf dem Sensor der Kamera, die am hinteren (geraden) Anschluss montiert ist, und verschieben Sie den gesamten oberen Anschluss, bis der Stern auch hier zentriert ist. Fixieren Sie dann die vier Justageschrauben – fertig.

Die beiden Stifte, auf denen der Spiegel aufliegt.

Der Kippwinkel des Spiegels lässt sich bei Bedarf ebenfalls justieren. Der Federmechanismus drückt den Spiegel auf die beiden konischen Messingstifte. Mit den mitgelieferten Werkzeugen lassen sich die beiden Stifte verstellen, um das Bild falls nötig entlang der optischen Achse zu verschieben.

Normalerweise müssen diese Schrauben nicht justiert werden, falls doch, achten Sie darauf, dass der Spiegel auf beiden Seiten wieder aufliegt.

Die Justierschrauben für den unteren Anschluss des BFM II.

Zu guter Letzt lässt sich auch der untere Anschluss für den Autoguider etwas justieren, um das Prisma perfekt zu positionieren bzw. alles andere wie gewohnt über den Off-Axis-Guider einstellen zu können. Dazu dienen die drei Schrauben, die die Aufnahme für den Autoguider am FlipMirror-Gehäuse befestigen.

Möglichkeiten statt Zwang

Lassen Sie sich von den Justagemöglichkeiten des FlipMirror II nicht abschrecken – er ist vorjustiert, und viele Optionen sind entweder intuitiv oder nur dann interessant, wenn er fest mit Teleskop und Kamera verschraubt wird. Spätestens wenn Sie so einen professionellen Aufbau mit möglichst kurzer Baulänge planen, werden Sie die Möglichkeiten zu schätzen wissen, die einfachere Modelle mit festen Okularklemmen nicht bieten können.


Über den Autor: Alexander Kerste

Alexander Kerste

Alex ist von Haus aus studierter Biologe und arbeitet als Freiberufler unter anderem als Autor, Berater und Übersetzer. Nach dem Studium und der Veröffentlichung des Kosmos Sternkarten-Sets im Jahr 2004 war er unter anderem regelmäßiger freier Mitarbeiter bei Astronomie Heute und dem Jahrbuch Der Himmel für den Spektrum-Verlag in Heidelberg. Er betreut die Einsteigerkurse auf www.Astronomie.de und ist seit 1993 ehrenamtlich auf der Heilbronner Robert-Mayer-Sternwarte aktiv. Seitdem hat er eine Reihe von Büchern veröffentlicht, über Celestron-Teleskope ebenso wie über Digiskopie und zuletzt Astrofotografie. Eines seiner Bücher über Astronomie mit dem Fernglas ist auf freebook.fernglasastronomie.de auch frei zugänglich. Außerdem betreut er Nordlicht-und-Sterne-Reisen auf der Hurtigrute – auch diese wurden in einem Reiseführer verarbeitet, die Reiseberichte gibt es auch in seinem Blog auf kerste.de.


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